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432 Route 68. BENGASI. Von TripolisJuden) und einer Besatzung von 3000 Mann, ist die Hauptstadt der
seit 1869 von Tripolitanien abgetrennten türkischen Provinz (Mutes-
sariflik
) Bengâsi oder Barka. Das blendend weiße Häusermeer
der Stadt erstreckt sich über die Nehrung des Salzsees Siffa (große
Salzgärten), in der weiten kornreichen Küstenebene am Rande des
Hochplateaus von Merdj (S. 433). Das große Kastell Gasar, jetzt
Residenz des Statthalters (Mutessarif) und Kaserne, bildet nebst
dem Leuchtturm und einer Windmühle bei der Ansteuerung die
wichtigste Landmarke.

Der stark versandete, durch einen unvollendeten Wellenbrecher
ganz ungenügend geschützte Hafen, einer der gefährlichsten Lande-
plätze
Nordafrikas, ist bei den im Winter überaus häufigen West-
stürmen
bisweilen monatelang unzugänglich. Die Ausschiffung von
den Seedampfern, die 2-3 Seemeilen abseits der Küste stets unter
Dampf liegen müssen, erfolgt durch Leichter oder Ruderboote.

Die Hauptsehenswürdigkeit der Stadt bildet das auch von Kara-
wanen
aus Innerafrika besuchte Marktviertel. Die Minarette sind
wie in Tripolis türkischen Stils. In der europäischen Kolonie über-
wiegen
Malteser, Griechen und Italiener. Außer einer hauptsäch-
lich
von jüdischen Kindern besuchten ital. Schule sind neuerdings
eine Filiale des Banco di Roma (S. 425) und ein ital. Postamt
entstanden. Im O. der Stadt liegt ein schöner Palmenwald.

Im NO. von Bengâsi dehnt sich das Trümmerfeld von Euhesperidae
oder Berenike aus, wie die Stadt seit Ptolemäus III. nach seiner Gemahlin
genannt wurde. Euhesperidae, in der griechischen Sage durch die Gärten
der Hesperiden berühmt, war die westlichste Hafenstadt von Barka, der
alten Kyrenaika, eines vom Meer staffelförmig aufsteigenden zerklüfteten
Hochlandes, welches seit dem VII. Jahrhundert vor Chr. von den Griechen,
meist Dorern aus Thera (S. 436) und Kreta (S. 435), besiedelt wurde. Von
der hochgelegenen Hauptstadt Kyrene (S. 433), einer der reichsten und
glänzendsten Städte der griechischen Welt, verbreitete sich die griechische
Kultur rasch über den ganzen Küstenstrich, wo die zahlreichen Hafenorte
durch den Karawanenhandel mit Innerafrika gleichfalls zu großem Wohl-
stande
gelangten. Nachdem die Kyrenaiker die Angriffe der Karthager
(ca. 400-330 vor Chr.) mit ihrer mächtigen Flotte abgewehrt hatten, unter-
lagen
sie 322 Ptolemäus I. (S. 454), der das ganze Gebiet unter dem
Namen Pentapolis (Fünfstadt) zusammenschloß. Seit dem J. 96 vor Chr.
kam das Land mit der Marmarika (S. 434) unter römische Herrschaft und
wurde durch Augustus mit Kreta zu einer Provinz vereinigt. Der große
Aufstand der bereits seit der Ptolemäerzeit in Ägypten und Barka zahl-
reich
ansässigen Juden, der unter Trajan 200000 Griechen und Römern
das Leben gekostet haben soll, das Vordringen der Berberstämme, die
Arabereinfälle und die Mißwirtschaft der türkischen Regierung (seit 1551)
haben, im Verein mit der für die Schiffahrt ungünstigen allmählichen
Senkung der Küste, den Wohlstand vernichtet. Das regenreiche, überaus
fruchtbare und selbst im Hochsommer nicht zu heiße Land ist jetzt sehr
dünn bevölkert (ca. 500000 Einwohner), die einzigen größeren Orte sind
Bengâsi, Merdj (S. 488) und Derna (S. 434). Das Hochland ist im Besitz
von nomadischen Araberhorden, die oft den türkischen Behörden trotzen.
Den größten Einfluß hat der fanatische Senussi-Orden; seine Zâujas (S. XXI)
dienen zugleich als Karawansereien. Europäische Waren gehen auf dem
Karawanenwege über Kufra, den Hauptsitz dieser Bruderschaft, bis in
das äquatoriale Afrika, ein umfangreicher Schmuggel von Schießwaffen
erfolgt besonders von Griechenland aus. Hauptausfuhrgegenstände sind